Joseph Heckler und sein Leben
Joseph Heckler wurde am 15. Juni 1786 in Bensheim als 3. Kind des Kurmainzischen Landzöllners und Geleitschreibers Peter Caspar H. geboren. Sein Elternhaus stand in der heutigen Hauptstraße 35 am Marktplatz. Das Heckler-Haus wurde 1964 abgerissen und durch einen modernen Neubau (heute „kd – kaisers drugstore GmbH“) ersetzt:
Joseph Heckler erlebte bereits als Heranwachsender durch die Auswirkungen der französischen Revolution und den Untergang des „Alten Reichs“ eine bis heute wirksame Epoche staatlicher und gesellschaftlicher Umbrüche. Noch in Kurmainzer Zeit ging er zur allgemeinen Schule und von 1799 bis 1803 besuchte er die vierklassige Bensheimer Lateinschule, aus der 1804 das Gymnasium hervorging. Im November 1803, schrieb er sich zunächst als Student an der Universität in Heidelberg ein. Er wechselte bereits ein Jahr später an die Landesuniversität Hessen in Gießen, wo er seiner „prohessischen“ Haltung entsprechend Rechtswissenschaft und Kameralia (Staatswissenschafts- u. Verwaltungslehre) studierte. „Als geprüfter Kameralist verließ er 1806 die Universität, praktizierte zunächst beim Nassauischen Amt Gransberg bei Usingen und 1808 als Akzessist [Anwärter] bei der Hofkammer in Darmstadt. Eine feste Anstellung erhielt er 1813 als Rentamtmann [Finanz- und Steuerverwalter] in Heppenheim.“
Am 26. Sept. 1821 wurde Heckler zum Großherzoglich Hessischen Obereinnehmer (entspricht heute dem Leiter des Finanzamtes) ernannt, eine Stelle, die er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1849 innehatte.
Nach seiner beruflichen Tätigkeit war Joseph Heckler von 1856 bis 1857 Abgeordneter der Landstände des Großherzogtums Hessen, der 2. Kammer als eigentliche Volksvertretung, ohne dass eine Parteizugehörigkeit zu erkennen war. Er gehörte jahrzehntelang dem Gemeinderat an und war Obmann der Geschworenen beim Obergericht in Darmstadt sowie Mitbegründer der Bensheimer Casino-Gesellschaft. Die Konfession, Heckler war katholisch, stand seiner beruflichen und gesellschaftlichen Stellung im seit 1524 bzw. 1526 protestantischen Hessen nicht entgegen.
Nach der Hochzeit (29. Juni 1813) mit der Bürgerstochter Nanette Lammert aus der Bensheimer Vorstadt erwarb Joseph Heckler im Jahre 1824 den sogenannten „Lorscher Kloster- oder Propsteihof“ südlich des ehemaligen Rathauses.
Der Großherzogliche Hessiche Obereinnehmer Joseph Heckler
Der übrig gebliebene Rest beherbergt heute das städtische Museum am Marktplatz 13. Das Ehepaar hatte insgesamt dreizehn Kinder, vier davon starben noch während des ersten Lebensjahres.
Heckler muss der Überlieferung zufolge auch auf dem Gebiet der Landwirtschaft sowie des Obst- und Weinbaus Vorbildliches geleistet haben. Er „legte Mandel- und Feigenkulturen an und machte sich und anderen die damals aufkommenden Erkenntnisse über Veredelung von Rebsorten und des rechten Standortes für den Weinbau zu nutze. Dadurch steigerte er seine Jahreserträge bei einem gleichbleibenden Anbaugebiet um ein Drittel.“
Joseph Heckler starb fast dreizehn Jahre nach seiner Frau am 12. Februar 1857. Seine Tochter Fanny Krauss vollendete den bereits mit dem Datum vorgeschriebenen Eintrag in seinem Tagebuch: „11.: Diesen Datum schrieb der gute Vater noch hin, nicht ahnend, dass er den darauf folgenden Tag schon eine Leiche sein würde. Er war des Abends aus bei Guntrums, wo seine beiden Freunde Müller und Strauß ihn noch wegen seiner guten Gesundheit beredeten und ihm bemerkten, er würde 100 Jahre alt. So wenig weiß der Mensch, was ihm die nächste Stunde bringt. In der Nacht vom 11. 2. beklagte er sich. Mein Schwager Bernhard Krauß verschrieb ihm etwas, worauf er sich besser fühlte. Des andern Tags beklagte er sich über Beklommenheit, war aber munter dabei. Er sprach und scherzte mit seiner Enkelin Bertha Krauß, welche sich kaum von seinem Bette entfernt hatte, als er, von einem Herzschlag getroffen, tot umfiel. Sein Tod war für ihn ein leichter, aber für seine Angehörigen um so schrecklicher, da niemand eine Ahnung davon hatte.
Autor: Herr Manfred Berg
Die Errichtung einer neuen Volksschule in Bensheim-West
Kriegsbedingte Schäden – das Schulhaus am Kirchplatz war total zerstört – und vor allem der Bevölkerungszuwachs – die Einwohnerzahl stieg von 20.716 im Jahre 1946 auf 23.601 im Jahre 1953 – machten nach dem Zweiten Weltkrieg die Errichtung neuer Schulen dringend notwendig. An der Auerbacher Schillerschule wurde noch gebaut, als 1954 bereits der „Bau einer neuen Volksschule westlich der Bahn“ angekündigt wurde, für die das Gelände schon erworben worden war. Bis zur Verwirklichung sollten allerdings noch fast zehn Jahre vergehen.
Am 16. Nov. 1961 beschloss die Stadtverordnetenversammlung einstimmig, „die neue Volksschule im Westteil der Stadt nach dem Heimatforscher Joseph Heckler zu benennen und der Schule den Namen JOSEPH-HECKLER-SCHULE zu geben“. Da „zu der Namensgebung der neuen Schule wiederholt der Wunsch geäußert wurde, bei der Festlegung des Namens eine verdiente Bensheimer Persönlichkeit zu ehren„, konnte man sich leicht dem Namensvorschlag des Historikers Friedrich Wilhelm Euler und des Rektors der Wambolterhofschule, Heinrich Stimmler, anschließen. Begründet wurde der Vorschlag mit den umfangreichen Verdiensten Hecklers, seinem „uneigennützigen Eintreten für öffentliche Belange und seiner tadellosen Lebensführung als Vorbild und ein Ansporn für die Jugend, die zukünftig diese Schule besuchen wird“.
Am Gründonnerstag, dem 19. April 1962 war es soweit: Die Joseph-Heckler-Schule in Bensheim-West (Adolf-Kolping-Str. 5) mit 12 Schulräumen, einem Mehrzweck- und einem Werkraum, einem Physiksaal mit Vorbereitungsraum, einer Lehrküche, je einem Lern- und Lehrmittelraum sowie Rektor-, Geschäfts-, Bücherei-, Lehrer- und Hausmeisterzimmer sowie weiteren Abstellräumen und einer Pausenhalle, wurde ihrer Bestimmung übergeben. Der planende Architekt, Dipl.-Ing. Helmut Rigleraus Auerbach, überreichte Bürgermeister Wilhelm Kilian den Schlüssel der Schule und betonte auch im Namen des Bauleiters, Architekt Heiner Lengfelder, ebenfalls aus Auerbach, den eigenwilligen Stil des Schulhauses mit den beiden Materialien Backstein und Beton, das sein endgültiges Gesicht erst mit der Fertigstellung der Schulturnhalle, des Hausmeisterhauses und der Pavillonbauten erhalten werde.
Der Bürgermeister gab den Schlüssel an den Schulleiter Hans Hechler weiter und erwähnte, dass man sich durch die starke Entwicklung der Weststadt in den Nachkriegsjahren bereits im Jahre 1949 nach einem geeigneten Grundstück umgesehen habe. Kilian kündigte im dritten Bauabschnitt die Schaffung eines Realschulzuges, der mit zwei Klassen schon realisiert werde, an und wies auch auf die Schwierigkeiten hin, die sich durch den Baugrund ergaben und eine Verstärkung der Fundamentierung notwendig machten.
Rektor Hechler dankte dem Magistrat und dem Stadtparlament sowie den Architekten für Planung und Ausführung. Euler ging nochmals auf den Namensgeber der Schule, Joseph Heckler, ein: „Während seines ganzen Wirkens in Bensheim fiel keine Entscheidung ohne oder gar gegen seinen stets bereitwillig gegebenen und immer auf einen Ausgleich widerstrebender Interessen gerichteten Rat.“ Der Einweihung folgte ein „Tag der offenen Tür“ am Ostermontag, den 23. April 1962. Von 10 bis 16 Uhr wurde der Bevölkerung die Möglichkeit gegeben, vor dem Beginn des neuen Schuljahres das neu errichtete Schulgebäude zu besichtigen.
Autor: Herr Manfred Berg
Literaturnachweis Geschichte JHS